Zu Tool – Intension

 

 

Hier habe ich mal einen Text zum Song ‚INTENSION‘ von der Band ‚Tool‘ verfasst. Dazu gibts es übrigens auch ein gemaltes Bild auf Leinwand.

 


Tausend Leichen um mich herum. Eine einsame Geige erklingt. Barfuss laufe ich über ein Meer aus Scherben, das Schwert immer noch fest in meiner Hand. Leises Geflüster ist zu hören, wildes Durcheinander, das plötzlich zu einer Einheit verschwimmt. Langsam und vorsichtig bewege ich mich vorwärts, und ich kann Ihren Stimmen nicht widerstehen, süss klingen sie als sie mich langsam mit ihren Gesängen verzaubern. Der Himmel über mir ist schwarz wie die Nacht, und dennoch ist die Luft von einer gefährlichwarmen Schwere erfüllt. Sie rufen mich immer wieder, langsam lasse ich mein Schwert locker, ich kann Sie um mich herum fühlen, sehe Ihre grässlichen Augen wie Blitze auf mich gerichtet, kurz aufleuchten, und dennoch gehöre ich zu ihnen.

 

 

Sie kreisen mich ein, immer noch mit ihren sanften Klängen und Trommeln umwebend. Ich fühle, dass ich Sie nicht fürchten muss, Sie sprechen mit mir und deuten auf mich. Ich verstehe Sie, Gitarren erklingen, schräg, bedrohlich, und Ihre Stimmen werden rhythmischer, vereinen sich zu einem Chor, warnend und beschützend zugleich. „Hast du nicht immer für Sie gekämpft?“ fragen sie. „Und hast Du nicht immer alles getan, was Sie von Dir verlangt hat? Vertrau uns, wir fordern heute wieder zurück, was Du verloren hast, es ist an der Zeit, Dich zu befreien.“

 

 

Ein Gewitter zieht auf, laut krachend dröhnt es am Himmel, Regen prasselt auf uns herab, und ich sehe zum ersten Mal an mir herunter. Blut klebt an meinen Füssen, und ich kann tausend Narben an meinem Körper erkennen, ganz gleich, wo ich hinblicke. Und wieder ertönen rebellisch Ihre Stimmen, und sie fordern SIE auf, mich nachhause zulassen, Ihre Pforten zu öffnen, und mir nur einen Augenblick voller Ruhe, Frieden und Hoffnung schenkt, doch Ihre Antwort zuckt durch die Atmosphäre, und ich erkenne, dass ich selbst zurück fordern muss, was mir genommen wurde, und wenn ich meinen Schicksal und Ihrem Willen mich nicht beugen kann, dann will ich meine Flügel zurück! Ich fordere sie ein, so habe ich immer für Sie gekämpft, der dämonische Chor fällt wieder ein, und zählt laut: „Wieviele Jahre? Wieviele Jahrhunderte?“

 

 

Erschrocken über meine selbstsüchtige Aufforderung sinke ich zu Boden, kann mich grade noch auf mein Schwert stützen, und ich flehe laut hallend noch einmal um mein Recht, und wieder zucken Blitze durch die Luft. Und plötzlich hebt mich etwas empor, es ist warm und hell um mich herum, und ich höre wieder den Chor: „Du hast immer an Sie geglaubt. Nie hast die Ihren Willen in Frage gestellt. Und nun ist es an der Zeit. Deine Zeit.“ Ihre Stimmen dringen durch mich durch, ich höre Gitarrenklänge, langsam und laut hallend begleiten sie das wirre und doch klare, sanfte Beschwören..

 

 

Und dann fährt ein Blitz auf mich selbst herunter, glühend heiss durchzuckt er meinen himmlischen Körper, während der Chor weitersingt. „Bitte vergib uns unsere Forderung, doch es ist an der Zeit, sie zu befreien. Gib sie frei. “ Und ich höre mich selbst mit lauter Stimme sagen, fordernd und flehend zugleich: „Lass mich nachhause, einen Augenblick nur…“

 

 

Und wieder fährt ein helles Licht auf mich herab, aber es ist grösser als der Blitz zuvor, und noch ehe ich begreife, was geschieht, erkenne ich es: Ich bin zuhause. Das Schlachtfeld ist mein Heim, und die schillernden Dämonen meine Familie. Ihre Liebe und Wärme dringt durch mich durch, und ich fühle, wie sich meine Seele allen Raum nimmt, den sie braucht, Alles scheint sich zu regenerieren, und ich fühle wie das Licht mein Herz durchflutet, Wellen der Karft und des Glücks durchströmen mich, und als ich meine Augen wieder gerade aus richte, sehe ich, dass ich schon längst über Ihren Köpfen hinweg schwebe, schwarze dunkle Flügel halten mich am Himmelszelt. Ich atme, ich bin lebendig, das ist meine Freiheit.

 

 

Endlich bin ich wieder frei, habe die Ketten des sterblichen wenigstens für einen Augenblick gesprengt. Und wie selbstverständlich sinke ich langsam und demütig zu Boden, aber wieder bereit, zu kämpfen, bis zum letzten, denn das ist mein Schicksal….