AnniMalisch

Laute Bässe auf tanzfreudigen Raves mit viel Farbe und Deko. DJane und Eventorganisatorin AnniMalisch stellt solche Partys auf die Beine und hat uns im Studio von Radio X besucht. Ein frisches X-Mix-Techno-Set hat sie auch gleich mitgebracht. In Frankfurt organisiert sie Veranstaltungsreihen wie „Paint it Blacklight“ und „AnniMaliscHe Triebe“, ist deutschlandweit auf Festivals am Start und hat auf der TagTanzDemo ein ordentliches Programm hingelegt. Ihre Partys sind immer kunterbunt, dafür investiert die leidenschaftliche Dekobastlerin ausgiebig Zeit und Mühe.

Auf den „Paint it Blacklight“- Veranstaltungen gab es schon des Öfteren spaßige Farbmassaker mit selbst hergestellter, ökologischer und auswaschbarer Farbe, die im Schwarzlicht fluoreszierend leuchtet. Natürlich war die gesamte Partylokation mit UV-Strahlern ausgeleuchtet, Anni hatte über Wochen im Umfeld und von Freunden gesammelt, was an Schwarzlicht-Lampen zu bekommen war. Für Freiluftevents, wie die TagTanzDemo wird auch mal ein kompletter fahrbarerer DJ Pult mit Soundanlage zusammen gezimmert.

Im Interview erzählt uns AnniMalisch wie sie zum Techno und Auflegen gekommen ist, von ihren Partys, der Elektroszene und vom kritischen Umgang mit und durch die Musik. Im Hintergrund laufen die beiden Sets, die sie extra für die Sendung gemixt hatte, die Musiksequenzen wurden im Podcast gelassen. Eins der beiden Sets findet ihr ohne Gerede weiter unten oder hier: Radio2.

Der Sommer hat erst begonnen und es werden noch einige tolle Partys und Raves an interessanten Orten und im Freien anstehen. DJs, Visual Artists, Bastelfreunde und Musikbegeisterte können sich gerne bei AnniMalisch melden (siehe Infothek am Ende des Artikels). Im Folgenden haben wir einige Passagen des Interviews verschriftlicht. Dazwischen findet ihr Sets von AnniMalisch.

Für dich ist die Party ja nicht nur die Musik, da gehört ja auch die Deko und das Drumherum dazu, du magst ja auch Goa. Seit wann machst du denn Techno und Musik?

Interessiert hat mich Techno auf jeden Fall schon relativ lange. Aber wirklich intensiv beschäftige ich mich damit seit zwei, drei Jahren und hab das alles mit dem digitalen Auflegen kennen gelernt. Das Neon, das Leuchten, die abgefahrene Deko auf den Goapartys, ich fand das immer total geil. Und ich wusste auch immer nicht, warum man das nicht mit anderer Musik kombinieren kann. Weil bunt und Leuchten, ich glaub da freut sich jeder drüber. Ich hab dann entsprechend mit den Motto Partys angefangen, weil ich auch mal was anderes machen wollte, was flashig ist, was Spaß macht, wo man gute Mukke hören kann und auch visuell ein bisschen angesprochen wird.

Du hattest vorhin gemeint, du könntest quasi mit jedem Equipment spielen. Du hast dir nach und nach die einzelnen Skills angeeignet, um mit verschiedensten Geräten umgehen zu können.

Ich hab jede Gelegenheit genutzt, um alles auszuprobieren. Ich würd nicht sagen, dass ich alles kann, aber ich kenn mich mit allen Sachen zumindest aus. Weil einfach das Interesse immer da war. Und wenn sich die Möglichkeit ergeben hat, irgendetwas auszuprobieren, sei das jetzt ein anderes Programm, verschiedene Konsolen, verschiedene Controller, verschiedene Plattenspieler, verschiedene Mixer, verschiedene Mischpulte, wie auch immer, ich hab die Gelegenheiten immer genutzt. Weil es ja schon auch alles eine Art Instrument ist und es auch unglaublich viel Spaß macht, neue Sachen kennen zu lernen und es auch alles einfach einfacher oder besser macht und man wächst damit.

Das Auflegen im Freien ist ebenfalls viel einfacher geworden.

Ja, es entwickelt sich alles. Vor 15 Jahren hatte man nur die Möglichkeit, seine Plattenspieler und seinen Mixer, plus riesigen Boxen und riesiger PA irgendwo hin zu transportieren und dort zu raven. Das ist ja mittlerweile alles so minimalistisch gehalten. Man braucht gar keinen Laptop mehr, man kann die Konsole einfach nur in den Koffer packen und braucht dazu nur ein oder zwei Sticks. Dann hat man da Unmengen an Musik drauf, 60 GB oder mehr. Da kann ich Tage und Woche die Leute verstrahlen und verballern, wenn ich Bock hab. Es macht viele Sachen viel einfacher. Also das Musikmachen irgendwo draußen. Alles einfach in einen kleinen Koffer. Auch die Boxen, die werden immer kleiner, handlicher und der Sound immer besser.

Was ist denn die Artificial Family?

Also das ist in Mühlheim, Richtung Hanau. Den grünen See und den Steinbruch kennen vielleicht die meisten Leute. Artificial Family ist ein Kulturverein, die verschiedene Veranstaltungen machen und verschiedene Angebote am Start haben. Das Gelände ist total geil, ein superschönes Außengelände. Es gibt ein mit Sand gefülltes Becken, wo man wirklich ein bisschen Strandfeeling hat. Es gibt eine riesige Bühne mit dem Wald drum herum, der See ist gleich um die Ecke. Es ist aber ein Naturschutzgebiet. Man hat eine richtig entspannte Feuerstelle, für den Fall der Fälle ist die Hütte noch dabei. Es gibt Toiletten, Stromanschlüsse, mittlerweile wurde draußen auch ein befestigtes Zelt aufgebaut, falls es doch einmal regnet. Man hat wirklich viele Möglichkeiten auch durch dieses Naturverbundene, richtig schöne Sachen zu machen. Das Augen & Ohrenbad ist auch eine schöne Party, bei der viel mit Visuals und Deko gearbeitet wird. Viel mit Licht, da bin ich ja auch ein großer Freund von. Alles was leuchtet!

Du hattest das vorhin so schön gesagt, wenn man einen DJ nimmt, der das Ganze früher schon erlernt hat, den kann man überall hin stellen. Aber bei DJs, die sich nur mit dem neuen Equipment auskennen, sieht das schon wieder schwieriger aus.

Ja, du musst ja mit deinem Gehör arbeiten. Wenn du rein mit Vinyl aufgelegt hast, da hatte man keine BPM Anzeige, da sind keine Wellen oder sowas, nach denen man sich richten kann. Dafür hast du dann halt jede Platte, die du besitzt eine Million oder Milliarde Mal durch geleiert. Man kennt die dann auswendig. Auch kohlemäßig ist es etwas anderes, sich die Vinylplatten zu kaufen, als sich ein paar Tracks aus dem Internet herunter zu laden. Du musstest eben mit dem Gehör arbeiten und nicht einfach den Sync-Button drücken und Rädchen drehen, was auf jeden Fall auch was hat, weil man sich eine gewisse Zeit auf den Übergang selbst konzentrieren kann und sich darin übt. Trotzdem find ich, geht da was verloren, weil man durch dieses „Syncen“ eben nicht mehr mit seinem Gehör arbeiten muss. Man muss sein Gehör ja schulen und muss lernen, rauszuhören, läuft die Platte jetzt schneller oder läuft sie langsamer oder wie muss ich angleichen. Man muss sicherlich auch schon ein gewisses Talent oder Gehör haben, das ist klar, aber trotz alledem muss man das auch einfach üben. Wenn man es nicht tut, dann verliert man das Gehör dafür auch wieder. Wenn man sich viel damit beschäftigt, dann wird man natürlich besser, kann Techniken ausprobieren und Sachen dazu lernen.

Erklär doch mal kurz, was heißt eigentlich B2B oder Back to Back?

Was mir unglaublich viel geholfen hat, war mit anderen Leuten zusammen zu spielen. Es gab auf jeden Fall so ein paar DJs, die seit 10 oder 15 Jahren Musik machen und die mich total krass weiter gebracht haben, einfach durch Back to Back spielen. Weil die auch nochmal eine ganz andere Musik rein bringen. Also Back to Back heißt eigentlich „gemeinsam“. Zum Beispiel zwei Leute, die abwechselnd spielen. Da kann man Ping Pong spielen, also es spielt jeder einen Track. Das kann man dann je nach Belieben machen. Wenn jeder einen Track einspielt, dann machst du den Übergang von der fremden Platte zu deiner und umgekehrt. Das macht es dann auch spannend. Vor allem kannst du auch zuschauen: Welche Technik hat der andere drauf, wie funktioniert der, wie macht der seine Übergänge. Es lohnt sich auf jeden Fall, sowas auszuprobieren, wenn man selbst DJ ist und für solche Sachen offen ist, weil es einen einfach nur weiter bringen kann.

Du legst auch beim Tropen Tango Festival auf, oder wie war das?

Das ist auf jeden Fall ein ziemlich geiles Festival. Ich war auch die letzten beiden Jahre da und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Wir waren letztes Jahr mit unserem Krempel dort, also es gibt eine Jam Bühne, und wir haben dann so zum Abschluss, nachdem die anderen alle durch waren und die Bühnen mehr oder weniger dicht machten, unten noch etwas Techno gespielt. Es haben sich auch einige Leute eingefunden, die ziemlich Spaß hatten. Die Leute dachten dann eben, ich gehöre eigentlich zum Line Up. Aber es war die Jam Bühne, da konnte sich ja jeder hinstellen.

Du machst ja Musik aus Leidenschaft und aus dem Herz heraus, weil es dir Spaß macht und bemängelst auch, dass es immer weniger Leute gibt, die Sachen aus ihrer Passion heraus machen und einfach bei so einem Mainstream-Gewasch mitlaufen, egal ob Musik, Kunst oder Kultur. Die Leute werden weniger kritisch.

Ja, Techno ist eben Mainstream mittlerweile. Das hört jetzt jeder Hipster. Es war mal Underground. Auch die Leute waren einfach irgendwie anders. Sei das jetzt optisch oder überhaupt, die ganze Feierkultur hat sich irgendwie ins Teure und Kommerzielle entwickelt.

Wir sind fast am Ende, was ist denn noch so deine Hauptmessage? Du hattest vorhin gemeint „Party Hard“ !

Ja, genau. Party Hard! Auf jeden Fall. Einfach gemeinsam feiern, mal wieder geile Partys zusammen starten. Gerne auch mit politischem Hintergrund. Ich kann mich noch gut erinnern, so vor über 10 Jahren gab es die eine oder andere Techno Demo, die durch die Stadt gelaufen ist und am Ende dann in irgendeinem großen Garten oder sowas gelandet ist. Mir fehlt einfach seit langer Zeit ein bisschen der politische Gedanke bei vielen Leuten. Mir fehlt ein bisschen der Anspruch an die Musik selbst. Wie gesagt, auch einfach das gemeinsame Feiern. Das Tanzen, um des Tanzens Willen. Wenn man einfach Spaß hat, abzugehen und nicht sich vorher im Tanzstudio anmeldet, um bestimmte Schritte zu lernen, um möglichst cool dabei auszusehen. Natürlich ist es geil, wenn es cool aussieht, wie man tanzt, das schaut man gerne an. Aber letztendlich sollte es um was anders gehen, als um dieses Showgehabe.

INFOTHEK

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CREDITS

  Fotos / Audio: Günther Michels / AnniMalisch

  [DEUTSCH]: Artikel beim Feinripp Magazine

  [ENGLISH]: Article at Vagabundler