Niko Neuwirth

Wir hatten den Künstler Niko Neuwirth im Studio bei Radio X zu Gast. Ein talentierter Fotograf und vielbeschäftigter Akteur in der Frankfurter Szene. Niko ist Mitglied bei den Syndikat Artists, macht Fotos für die Landungsbrücken, ist Studionachbar vom Tanzhaus West, baut das Blaue Haus gerade wieder mit auf und füllt kontinuierlich seine kreativen Fotoserien „Frankfurter Nächte“, „FACING EUROPE“ und „Analog Frankfurt“ mit neuen Werken. Ab 9. Juni steht außerdem die Ausstellung WILD im Haus am Dom an. Hier ist der Podcast des Interviews, im Artikel findet ihr Zitate und weitere Infos zu Nikos Arbeit. In der Infothek am Ende stehen sämtliche Kontaktdaten.

Als Fotograf sollte man ein gutes Equipment nutzen können und über eine ausgeprägte optische Wahrnehmung verfügen. Niko Neuwirth ist seit 20 Jahren Profi und zeigt mit seinem Projekt Frankfurter Nächte aber auch wie interessant und unerwartet gerade „ungenutzte“ Perspektiven auf die Motive wirken können. Dazu klettert er auf Frankfurts Dächern herum, fotografiert Straßen und Plätze aus luftiger Höhe und findet auf seine Weise Zugang zu einer ganz speziellen Atmosphäre.

Auf seiner Webseite schreibt Niko in der Einleitung zum Projekt Frankfurter Nächte schön poetisch: „Die Magie der Nacht hat mich schon immer fasziniert. Seit einiger Zeit verändert sich Frankfurt rapide – hierdurch entstehen, meist für nur kurze Zeit, Orte mit ungewöhnlichen Ansichten. Mit diesem Projekt verbinde ich die Liebe zur Fotografie und der Stadt mit einer kleinen Portion Adrenalin. In der Nacht gibt es drei Phasen: Der leise, unsichtbare Aufstieg kann durchaus sehr lange dauern. Oben angekommen ist es mir, neben dem Fotografieren, mindestens genauso wichtig die Ruhe zu genießen. Ich befinde mich in einem zeitlosen Raum. Der Abstieg ist entspannend. Die Aufregung verfliegt langsam.“ Und dazu noch ein Zitat aus der Radiosendung, Niko Neuwirth: „Das Frankfurter Nächte Projekt, da bin ich fotografisch angekommen. Das bin ich. Da stecken viele Persönlichkeiten von mir drin. Ich bin nachts aktiv und kletter auch gerne rum. Ich bin da quasi mit meiner Kreativität angekommen.“

Interessant sind aber auch die beiden anderen Serien. Niko zu Analog Frankfurt auf seiner Webseite: „Seit einer Dekade nun habe ich keine analoge Kamera mehr in die Hand genommen. Auf einem Flohmarkt 2016 habe ich eine alte Voigtländer gesehen und wir haben uns sofort ineinander verliebt. Ich habe sie nicht immer, aber oft bei mir und halte Situationen meines Frankfurts fest. Personen dieser Stadt und ganz normale Winkel interessieren mich. Wie früher, warten auf den Film und nicht wissen, ob die Belichtung gestimmt hat. Eine Art Tagebuch.“

Intro zu FACING EUROPE: „Bei dem langfristig angelegten Fotografie-Projekt geht es darum von Angesicht zu Angesicht mit Menschen aus dem alten Kontinent in Kontakt zu kommen und zu erfahren, in wieweit wir unsere Nachbarn kennen. Spielen Grenzen und Nationalitäten eine Rolle beim Portraitieren eines Menschen? Sind diese Kategorien wichtig für das Menschsein und –fühlen? Es entstehen mal mehr, mal weniger intime Situationen. Manchmal ist es ein kurzes Treffen unter einer Brücke oder an einem See, manchmal sind es gemeinsam verbrachte Tage mit vielen und intensiven Gesprächen. Ich dirigiere nicht, sondern lasse mein Gegenüber sich selbst sein. Die angewandte Technik ist dabei auf ein Minimum reduziert. Das nicht Geplante, Spontane reizt mich und bestimmt die Dramaturgie der Reise. Festgehalten bleiben Begegnungen mit charismatischen Menschen, Situationen, die berühren und Gespräche, die in Erinnerung bleiben. Die Reise zu den so genannten „Fremden“ entpuppt sich als eine Reise zu mir selbst. Diese Erfahrung des Portraitierens und der Selbstreflexion durch die Augen der „Anderen“ ist ergreifend. In Landschaftsaufnahmen finde ich zurück zu Gleichgewicht und Ruhe. Sie avancieren vom Lückenfüller zum roten Faden, beschreiben die Reise und bilden die Kulisse.“

Zu den Landungsbrücken ist Niko Studio-Nachbar und mittlerweile sozusagen der Haus- und Hof-Fotograf. Im Klapperfeld hatte er bereits gut besuchte Ausstellungen, aus denen sich wiederum Folgearbeiten ergaben. Und auch beim Blauen Haus e.V. ist er mit involviert. Das Blaue Haus – für die, die die Lokalität nicht kennen – ist ein Kunst- und Kulturtreffpunkt, der am 21. Januar einem Brandanschlag zum Opfer gefallen ist. Das Blaue Haus hieß nicht nur so, es war auch blau angestrichen, ein gemütlicher einladender Kreativort am Mainufer. Dort wurden Tanzabende und Yogastunden abgehalten, es fanden Partys und Lesungen statt oder man traf sich zu gemeinsamen Essen und Workshops jeglicher Art. Die Vereinsmitglieder, Freunde und Mithelfende sind aber fleißig dabei, das Projekt wieder auf die Beine zu stellen. Alle Infos darüber, was gerade passiert und wie man mitwirken kann, stehen auf der Webseite www.blaueshaus-frankfurt.de. Es wurde auch ein Spendenkonto und ein Paypal Account eingerichtet.

Niko betonte im Interview den politisch freien Raum und den Ort für Kunst, Kultur und Freizeit am Blauen Haus. Umso trauriger, dass gerade gegen diese Lokalität eine derartige Tat verübt wurde: „Das Blaue Haus will tatsächlich nicht politisch sein. Das fand ich anfangs immer etwas komisch. Ich wollte das schon oft anderweitig nutzen, als ich bei Occupy war. Für Plena und ähnliches. Da haben wir aber dann damals in der Gruppe gesagt, nein, machen wir nicht, weil politisch. Ich fand das am Anfang immer irgendwie doof und hab immer dagegen gewettert. Aber mittlerweile versteh ich´s. Also an dem Ort findet einfach nur Kunst und Freizeit statt.“

INFOTHEK

NIKO NEUWIRTH | Photography
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Ausstellung WILD: Eventseite

 

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LANDUNGSBRÜCKEN
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Telefon: 069 27 133 993

 

BLAUES HAUS
Adresse: BlauesHaus e. V., Niederräderufer 2, 60528 Frankfurt
Telefon: 0157-35170284
Webseite: http://blaueshaus-frankfurt.de/
E-Mail: info@blaueshaus-frankfurt.de
Infos zum Spendenkonto und PayPal: Spendenseite

 

CREDITS

  Fotos: Niko Neuwirth

  Audio: Günther Michels  /  Niko Neuwirth

  Text: Artikel beim Feinripp Magazine

  Text: Article in English at Vagabundler